Die Stunde der Wahrheit für den Euro ist gekommen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten

16.01.2015

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Euro_UntergangDie Entscheidung der SNB, den Franken vom Euro abzukoppeln, verunsichert vor allem jene, die dem künstlichen Geld vertrauen: Sie müssen erkennen, dass Geld ein irrationaler Wert ist, selbst wenn dieser bis zur Unkenntlichkeit manipuliert wird…

SNB-Chef Thomas Jordan begründete den spektakulären Schritt mit dem Auseinanderdriften der internationalen „Währungspolitiken“:

  • Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) will die Zinsen erhöhen und damit signalisieren, dass der Dollar wieder einen Wert hat.
  • Die EZB dagegen will die Märkte massiv fluten, um den Euro abzuwerten

Die Aussicht, dass der Euro noch billiger wird, hätte die SNB gezwungen, noch mehr Euros zu kaufen, um den Mindest-wechselkurs (Peg) zu halten. Das hätte das Risiko für die SNB ins Unermessliche steigen lassen. Sollte die Euro-Zone wirklich zerfallen, wären die Schweizer auf einem Berg von wertlosem Papier gesessen… Die SNB musste im Dezember erstmals Negativ-Zinsen einführen, weil offenbar große Vermögen wegen der Russland-Krise in den Franken geflohen waren. Daher hat die SNB nun die Strafzinsen noch weiter erhöht. Dies soll, wie Thomas Jordan ausführte, nicht die kleinen Sparer treffen, sondern die kurzfristig in den „sicheren Hafen“ fliehenden Investoren…

Die Anleger – russische Oligarchen, Pensionsfonds, große Familien-Vermögen – trauen dem Papiergeld nicht mehr, sondern sind auf der Suche nach realen Werten. Sie können ihr Geld nicht unter der Matratze verstecken. Jordan sagte auf der Pressekonferenz, dass Bargeld keine Alternative sei, weil es leicht „gestohlen“ werden oder „verloren“ gehen könne.

Das Problem: Wenn alle Anlage-Formen – Rohstoffe, Währungen, Gold, Aktienkurse – so manipuliert werden, dass die Anleger praktisch bei jeder Anlage bestohlen werden oder ihr Geld verlieren, dann kommt es zu einer fast archaischen Irrationalität: Plötzlich werden Ackerland oder Bauernhöfe zu den begehrtesten Formen der Geld-Anlage. Davon gibt es jedoch nur eine begrenzte Anzahl. In einer solchen Situation kippt die Stimmung schnell. Jeder ist sich selbst der nächste…

Die EZB will vor allem den italienischen Banken und den französischen Exporteuren helfen, sich mit einem weichgespülten Euro weiter der Illusion hinzugeben, dass der Wert des Geldes nicht Ausdruck der Wirtschaftskraft eines Landes, sondern Garantie des Manipulationswillens der Zentralbanken ist. Doch die Zentralbanker sind keine Götter: Sie sind Alchemisten und obendrein launisch…

Die überraschende Aktion der SNB wird das blinde und im Grund mit nichts als Bequemlichkeit begründete Vertrauen der Anleger in die Berechenbarkeit der Zentralbanken weltweit erschüttern…

Deutschland, dessen Volkswirtschaft der der Schweiz nicht unähnlich ist, kann nicht aussteigen…Heute ist Deutschland – wie die Niederlande, Österreich oder Finnland – ohne Möglichkeit der Einflussnahme von den Entscheidungen der EZB abhängig. Die EZB wird schon bald eine massive Flutung der Märkte mit künstlichem Geld vornehmen. Die Bundesregierung wird, in Ermangelung eines angemessenen Verständnisses für Geldpolitik, blind darauf vertrauen, dass Mario Draghi schon das Richtige tun wird. Die Bundesbank kann nicht, wie die SNB, die Notbremse ziehen. Der Zug fährt mit hoher Geschwindigkeit. Wohin – das weiß niemand. Der Kurs heißt Hoffnung, der Treibstoff ist die Maßlosigkeit. Die Stunde der Wahrheit für den Euro könnte schon bald gekommen sein.

leitzinsen

 

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